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In "Quicksilver", dem 1. Band der Trilogie, ging es um die Anfänge der Naturwissenschaften. "Confusion" erzählt vom Beginn des weltweiten Börsenhandels. Eindrucksvoll wird dargestellt, wie die Banken - die eigentlich Dienstleister der Politik sein sollten - selbst zur politischen Macht und schließlich zu Erpressern und Ausbeutern der Staatskassen, zu Kriegstreibern und Königsmachern/-mördern werden. Eine neue Form von Feudalismus: Willkürherrschaft der Geldhändler. Sie besteht bis heute.
Viele interessante Einsichten, doch das Lesen ist leider genauso beeinträchtigt wie bei "Quicksilver":
Eine verrückte Mischung aus Karl-May-Abenteuer und Angélique-Roman sollte eigentlich kurzweilig sein. Ist es auch. Manchmal. Dazwischen jedoch zieht es sich unerklärlich zäh. Neal Stephenson hat zwar Witz und Phantasie, kann aber nicht wirklich gut schreiben. Beschreibungen sind umständlich, anstrengend und nicht bildhaft. Charaktere sind eher Comic-Figuren, sie agieren und sprechen oft nicht zeitgemäß, sondern wie Teenager in einem Computerspiel. Naja, Stephenson bezeichnet seine Barock-Trilogie ja explizit als Fantasy und nicht als historisch. Trotzdem: In einer Parallelwelt, in der unpraktische gigantische Perücken und Reifröcke getragen werden, dürfte auch die Sprache entsprechend voller Schnörkel sein und kein lässiger Sitcom-Talk mit möglichst vielen Gags.
Der Titel "Confusion" ist buchstäblich die beste Beschreibung des Buches :D
Es ist gleichzeitig zu weitschweifig und zu oberflächlich. Der Shaftoe-Handlungsfaden hetzt uns wie Passagiere einer Neckermann-Kreuzfahrt von einem Ort zum nächsten, wir bekommen ein angeblich landestypisches Essen vorgesetzt, kaufen ein Andenken, und weiter gehts. Elizas Geschichte ist die - historisch - interessantere aber auch intellektuell anstrengendere. Leider verbringt man unangemessen viel Zeit damit, sich bei fast jedem neuen Kapitel mühsam in Erinnerung zu rufen, wer die angeblichen und tatsächlichen Väter welcher ihrer Kinder sind. Und warum das überhaupt eine Rolle spielt. Es spielt keine.
Mit realen historischen Personen wird recht freizügig faktenfern umgegangen. Aber, ok, wir befinden uns ja in einem Paralleluniversum, in dem es den Stein der Weisen wirklich gibt. (Allerdings genauso wenig Weisheit wie im allseits bekannten)
Und schließlich: ist es realistisch, dass jemand 15 bis 20 Jahre lang eine komplizierte Rache plant? Sein ganzes Leben danach ausrichtet? Wo und wie und mit wem er lebt? Mit dem Risiko, das Ende nicht zu erleben, sondern zu sterben (es wurde ziemlich viel ziemlich jung gestorben im 17. Jahrhundert!), bevor er die Rache verwirklichen kann, bevor er ein eigenes Leben gelebt hat? Na dann Gute Nacht, Menschheit!
Es wäre Folter für mich gewesen, dieses Buch in einem Zug zu lesen. Daher habe ich jeweils einen "Eliza"- bzw. einen "Jack"-Abschnitt gelesen... und dann zur Erholung ein anderes Buch.
Viele interessante Einsichten, doch das Lesen ist leider genauso beeinträchtigt wie bei "Quicksilver":
Eine verrückte Mischung aus Karl-May-Abenteuer und Angélique-Roman sollte eigentlich kurzweilig sein. Ist es auch. Manchmal. Dazwischen jedoch zieht es sich unerklärlich zäh. Neal Stephenson hat zwar Witz und Phantasie, kann aber nicht wirklich gut schreiben. Beschreibungen sind umständlich, anstrengend und nicht bildhaft. Charaktere sind eher Comic-Figuren, sie agieren und sprechen oft nicht zeitgemäß, sondern wie Teenager in einem Computerspiel. Naja, Stephenson bezeichnet seine Barock-Trilogie ja explizit als Fantasy und nicht als historisch. Trotzdem: In einer Parallelwelt, in der unpraktische gigantische Perücken und Reifröcke getragen werden, dürfte auch die Sprache entsprechend voller Schnörkel sein und kein lässiger Sitcom-Talk mit möglichst vielen Gags.
Der Titel "Confusion" ist buchstäblich die beste Beschreibung des Buches :D
Es ist gleichzeitig zu weitschweifig und zu oberflächlich. Der Shaftoe-Handlungsfaden hetzt uns wie Passagiere einer Neckermann-Kreuzfahrt von einem Ort zum nächsten, wir bekommen ein angeblich landestypisches Essen vorgesetzt, kaufen ein Andenken, und weiter gehts. Elizas Geschichte ist die - historisch - interessantere aber auch intellektuell anstrengendere. Leider verbringt man unangemessen viel Zeit damit, sich bei fast jedem neuen Kapitel mühsam in Erinnerung zu rufen, wer die angeblichen und tatsächlichen Väter welcher ihrer Kinder sind. Und warum das überhaupt eine Rolle spielt. Es spielt keine.
Mit realen historischen Personen wird recht freizügig faktenfern umgegangen. Aber, ok, wir befinden uns ja in einem Paralleluniversum, in dem es den Stein der Weisen wirklich gibt. (Allerdings genauso wenig Weisheit wie im allseits bekannten)
Und schließlich: ist es realistisch, dass jemand 15 bis 20 Jahre lang eine komplizierte Rache plant? Sein ganzes Leben danach ausrichtet? Wo und wie und mit wem er lebt? Mit dem Risiko, das Ende nicht zu erleben, sondern zu sterben (es wurde ziemlich viel ziemlich jung gestorben im 17. Jahrhundert!), bevor er die Rache verwirklichen kann, bevor er ein eigenes Leben gelebt hat? Na dann Gute Nacht, Menschheit!
Es wäre Folter für mich gewesen, dieses Buch in einem Zug zu lesen. Daher habe ich jeweils einen "Eliza"- bzw. einen "Jack"-Abschnitt gelesen... und dann zur Erholung ein anderes Buch.